Anlässlich des nunmehr 120-jährigen Bestehens des heutigen Kreisverbandes der Rassegeflügelzüchter Greiz – hervorgegangen aus Verbänden unterschiedlicher Bezeichnung, Zuschnitt und Rechtsform. Nachfolgend ein kurzer Abriss zum Werdegang.

GRÜNDERZEIT

Den Ursprung der organisierten Rassegeflügelzucht kann man Mitte des 19. Jahrhunderts suchen, als das Vereinswesen generell im Entstehen begriffen war. In der preußischen Provinz Schlesien gründete Robert Oettel zusammen mit Gleichgesinnten am 18. Oktober 1852 den „Hühnerologischen Verein Görlitz“ – den ersten, mit dem Schwerpunkt in der Hühnerzucht liegenden Geflügelzüchterverein im deutschsprachigen Raum. Die organisierte Rassetaubenzucht hat ihre Wurzeln noch etwas zeitiger. Als das Taubenzuchtprivileg des Adels fiel, gründeten im historischen Zentrum des Erzgebirges 1845 interessierte Bürger die „Buchholzer Tauben-Innung“ als nachweisbar erste Taubenzüchtervereinigung der Welt.

Nach der Bildung des deutschen Kaiserreichs schlossen sich die organisierten Rassegeflügelzüchter 1881 zum „Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter“ als Gebietsverband für das gesamte Reich zusammen. Diesem untergeordnet bildeten sich in den Folgejahren sowohl Teilverbände für die einzelnen Bundesfürstentümer als auch regionale/ überregionale Fachverbände und Sondervereine, die jeweils einen Teilaspekt der Rassegeflügelzucht vertreten.

„VERBAND DER GEFLÜGELZÜCHTER-VEREINE REUSS Ä. L.“ SOWIE „VERBAND DER GEFLÜGELZÜCHTERVEREINE DER FÜRSTENTÜMER REUSS UND ANGRENZENDER GEBIETE“

In den reußischen Landen setzte nach 1860 eine erste Gründungswelle ein. Der älteste noch existierende Verein ist der Geflügelzüchterverein Mohlsdorf auf dem Gebiet Reuß ä. L., der 1867 als „Geflügelzuchtverein zu Reudnitz, Hermannsgrün und Mohlsdorf“ im Register eingetragen wurde. Dieser fehlte bei der Gründung des „Verbandes der Geflügelzüchter-Vereine Reuß ältere Linie“, denn die Keimzelle des heutigen Kreisverbandes wurde vorerst lediglich von den Gründungsvereinen Greiz, Zeulenroda, Schönfeld, Lunzig-Wildetaube und Irchwitz-Reinsdorf getragen. Nachdem am 28. April 1900 durch Gustav Scheffel (Greiz) die Statuten zur Genehmigung bei der Fürstlichen Landesregierung eingereicht wurden, kam es am 24. September 1900 zur Mitgliederversammlung in Greiz, die Carl Förster (Zeulenroda) zum 1. Vorsitzenden wählte.

Ältester heute noch bestehender Verein auf dem Gebiet Reuß j. L. ist der in Hohenleuben am 19. Januar 1869 gegründete „Tauben- und Geflügelverein“, der bereits am 22. Februar 1869 seinen 1. Taubenmarkt abhielt. Nachdem mit dem Tod des letzten regierenden Fürsten Reuß ä. L. jenes gleichnamige Nachbarfürstentum ab 1902 in Personalunion durch die jüngere Linie Reuß mitregiert wurde, erfolgte auf Initiative der Geflügelzuchtvereine aus Reuß j. L. am 28. Februar 1904 die Gründung des gemeinsamen „Verband(es) der Geflügelzüchtervereine der Fürstentümer Reuß und angrenzender Gebiete“ in Gera durch die 12 Vereine Greiz, Zeulenroda, Schleiz, Gera, Schönfeld, Langenberg, Triebes, Wildetaube, Pforten, Zwötzen, Moschwitz und Reudnitz. Unter dem Vorsitz von Carl Förster waren 263 Züchter aus der älteren und 264 Züchter aus der jüngeren Linie Reuß organisiert. Ab 1905 stand Walter Oertel (Gera) dem Verband vor, ab 1912 für 1 Jahr bis zu seinem Tod Arno Daßler (Mohlsdorf), ihm folgte 1913 Karl Burkhardt (Gera).

VERBAND DER GEFLÜGELZÜCHTER-VEREINE OSTTHÜRINGEN

Der Verband der Geflügelzüchtervereine der Fürstentümer Reuß und angrenzender Gebiete nahm nach dem Ende des 1. Weltkrieges mit gut 800 Mitgliedern seine Arbeit wieder auf. Mit dem Ende der Monarchien und der Bildung des Landes Thüringen am 1. Mai 1920 passten sich jedoch auch die Strukturen der organisierten Rassegeflügelzucht an. Unter dem Vorsitz des Geraers Carl Burkhardt entstand der „Verband der Geflügelzüchtervereine Ostthüringen“ mit 30 Mitgliedsvereinen und über 1000 Züchtern.

Als Zuchtbezirk 9 war dieser durch seinen Vorsitzenden maßgeblich an der Vorbereitung zur Gründung eines einheitlichen Landesverbandes beteiligt. Nachdem bereits 1921 hierzu auf der ostthüringischen Verbandsversammlung in Wünschendorf die Zustimmung erfolgte, fanden sich am 19. März 1922 in der Landeshauptstadt Weimar 60 Delegierte zusammen, um den „Landesverband der Geflügelzüchtervereine Thüringens“ zu gründen. Es erfolgte eine geografische Einteilung in Verwaltungskreise – im 4. Bezirk Ostthüringen wurden die Kreise Altenburg, Gera, Greiz und Schleiz gebündelt. Die erste Landesverbandsschau Thüringens vom Bezirk Ostthüringen ausgerichtet, fand vom 3. bis 5. November 1922 in der großen Exerzierhalle der Kaserne in Gera mit 1135 Nummern statt, zugleich die 3. Junggeflügelschau Thüringer Züchter.

Auf Karl Burkhardt als Bezirksvorsitzenden folgte 1925 Franz Weise (Gera), welcher 1929 von Fritz Martin (Gera) abgelöst wurde.

Unabhängig dazu bestand seit dem 15. Mai 1919 der „Geflügelzüchterverband der Pflege Reichenfels“ mit Feodor Hagenauer (Triebes) als 1. Vorsitzenden – eine Interessengemeinschaft auf einem Teilgebiet des Paragiates Reuß-Köstritz (Reuß j. L.) als Zusammenschluss der Vereine Hohenleuben, Triebes, Göttendorf, später Pöllwitz, Bernsgrün und zeitweise Zeulenroda. Weitere parallel existierende Interessenverbände waren die IG Neustädter Kreis, u. a. mit Culmitzsch, Teichwolframsdorf, Auma, zeitweise Zeulenroda und Berga. Zudem die IG Osterland, u. a. mit Weida, Wildetaube und Hohenölsen oder die IG Elster/ Pleiße mit Mohlsdorf, Rednitz, Fraureuth und weiteren Vereinen im heutigen KV Werdau.

REICHSVERBAND DER GEFLÜGEL-WIRTSCHAFT – FACHSCHAFT II – KREISFACHGRUPPE 4 – GREIZ

Nach der Regierungsübernahme durch die NSDAP im Januar 1933 änderten sich auch die Strukturen der organisierten Rassegeflügelzucht. Der BDRG und dessen Unterorganisationen wurden aufgelöst, der „Reichsverband der Geflügelwirtschaft“ als Dachorganisation gegründet. Die Rassegeflügelzucht firmierte fortan als „Fachschaft II“. Die Gaufachschaft Thüringen wiederum gliederte sich in einzelne Kreisfachgruppen – Greiz wurde als Kreisfachgruppe 4 mit den Vereinen Greiz, Zeulenroda, Hohenleuben, Teichwolframsdorf, Göttendorf, Cossengrün, Fraureuth, Schönfeld, Bernsgrün, Pöllwitz, Wildetaube, Moschwitz, Reudnitz, Mohlsdorf, Aubachtal und Triebes geführt. Kreisfachschaftsführer war Erich Tippmann (Greiz), welcher 1937 von Kurt Blietz (Teichwolframsdorf) abgelöst wurde.

Im Zuge dieser Neuorganisation wurden die Züchter der Mitgliedsvereine aufgefordert, selbigen aufzulösen und im Anschluss mit einem vorgegebenen Einheitsstatut und Einheitsnamen die örtliche Organisation neu zu gründen. Gleichzeitig wurden auch die bis dahin bestehenden regionalen Interessengemeinschaften aufgelöst und die Voraussetzungen geschaffen, eine einheitliche Kreisorganisation Greiz nach territorialen Gesichtspunkten zu bilden.

KV DER RASSEGEFLÜGELZÜCHTER GREIZ – NACHFOLGEND KREISFACHRICHTUNG RASSEGEFLÜGEL IM KSK / VKSK GREIZ & ZEULENRODA

Nach Aufhebung des Versammlungsverbotes konstituierte sich ab 1946 der „Landesverband der Rassegeflügelzüchter Thüringens“ neu, der jedoch nur bis zur Bildung der Bezirke Bestand hatte. Der Vorsitzende Max Müller (Meuselwitz) ordnete für alle Kreisverbände und Vereine Wahlen an. Diesen Neuanfang organisierte Kurt Kanis (Schönfeld) für den „Kreisverband der Rassegeflügelzüchter Greiz“. Als 1. Vorsitzender verantwortete er auch die mit 645 Tieren beschickte 32. Große Rassegeflügel-Kreisschau als erste Nachkriegsschau im Januar 1949 in der Sportschule ‚Kurt Rödel‘.

Verordnete Umorganisationen folgten. Auf kommunaler Ebene musste 1952 eine KSK-Kreisfachrichtung Rassegeflügel mit dazugehörigen Ortssparten und vorgegebener Einheitssatzung gebildet werden (KSK = Kleingärtner, Siedler, Kleintierzüchter). Kreisfachrichtungsobmann für Greiz wurde 1953 Albert Döhla (Caselwitz). Im Nachgang der in der DDR vollzogenen Gebietsreform schieden 1954 die im neuen Kreis Zeulenroda beheimateten Sparten aus der KSK-Kreisorganisation Greiz aus und bildeten eine eigene Fachrichtung innerhalb der neuen Kreisorganisation des KSK Zeulenroda. Hierzu gehörten die Sparten in Auma, Göttendorf-Neuärgerniß, Hohenleuben, Pausa, Pöllwitz, Triebes und Zeulenroda. Kreisfachrichtungsobmann für Zeulenroda wurde Paul Färber (Zeulenroda).

Am 29. November 1959 wurde in Leipzig der „Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ (VKSK) als neuer Zentralverband gegründet. Ihm untergeordnet die Bezirks- und Kreisverbände mit den jeweiligen Fachrichtungen und den angeschlossenen Ortssparten als Nachfolger der bisherigen kommunalen KSK-Organi-sationen. Die Fachrichtung Rassegeflügel im VKSK Greiz führte ab 1970 Wolfgang Schilling (Obergrochlitz), ab 1976 Erhard Feustel (Reudnitz), Rolf Martienßen (Neumühle) ab 1977, Eberhard Wunderlich (Reudnitz) ab 1982 sowie Klaus Reißmann (Pohlitz) ab 1987. Deren Pendants im VKSK Zeulenroda waren Werner Gerbig ab 1967, Hans Siara  (Zeulenroda) ab 1971, Volker Bauerfeld (Hohenleuben) ab 1986 sowie 1990 Siegward Gißmann (Triebes).

KREISVERBAND DER RASSEGEFLÜGELZÜCHTER GREIZ

In Erwartung der deutschen Einheit konstituierte sich am 1. April 1990 in Arnstadt der neue „Landesverband Thüringer Rassegeflügelzüchter“ unter dem Vorsitz von Günter Schneider (Viernau).

In dessen Nachgang bildeten sich auf demokratischer Basis erneut die einzelnen Kreisverbände als Gebietsverbände mit den dazugehörigen (wiedergegründeten) Vereinen heraus. Dem Kreisverband Greiz stand Klaus Reißmann (Pohlitz) weiterhin vor, ebenso Siegward Gißmann (Triebes) dem Kreisverband Zeulenroda.

Als Reaktion auf die Kreisgebietsreform im Freistaat Thüringen fusionierten beide KV am 19. Februar 1994 zum heutigen „Kreisverband der Rassegeflügelzüchter Greiz“, dem 1995 insgesamt 349 Mitglieder in 19 Vereinen angehörten. Auf Klaus Reißmann als 1. Vorsitzenden folgte 2004 Gottfried Krammer (Schönfeld), welchem 2018 nach einer 2jährigen Übergangszeit mit kommissarischem Vorsitz Thomas Bratfisch-Bärenreuter (Gräfenbrück) nachfolgte.