Rassen des Jahres 2018 im Landesverband Thüringer Rassegeflügelzüchter

Thüringer Schildtaube

(Von Gerhard Liebscher). Die glattfüßige Schildtaube wird als Urrasse aller Schildtauben angesehen. Ihr Name entstand durch die Zeichnungsart, die Schildzeichnung. Anfang 1900 wurde die erste gültige Rassebeschreibung erarbeitet und die Schildtaube wurde folgenden Rassen zugeordnet: Die belatschten Schildtauben gliederte man den Sächsischen und Böhmischen Farbentauben an. Die Glattfüßigen mit Rundhaube kamen zu den Süddeutschen Farbentauben (Dachen). Die Glattfüßigen und Glattköpfigen mit lackreicher Farbe und Schmalzkielen sowie ausgeprägten intensiv roten Augenrändern bildeten das Fränkische Samtschild. Die restlichen Schildtauben ohne diese besonderen Rassemerkmale wurden den Thüringer Farbentauben angegliedert.

Im Stammland Thüringen und hier speziell auf den Höhen des Thüringer Waldes, aber auch im Erzgebirge, gab es die meisten Freunde und Züchter dieser Rasse. Die rasante Verbreitung der Fränkischen Samtschilder und belatschten Schildtauben in Sachsen und Schlesien konnten die Thüringer Schildtauben jedoch nicht erreichen. Nach dem 2. Weltkrieg waren in der DDR die 3 Thüringer Heimatrassen Thüringer Flügeltaube, Thüringer Schildtaube und Thüringer Schnippentaube in der SZG Thür. Flügel-, Schild- und Schnippentauben zusammengefasst. Aber auch in dieser SZG gelang den Thüringer Schildtauben keine allzu große Verbreitung.

Der Farbenschlag blau sowie einige seltene Farbenschläge bildeten zahlenmäßig und in der Qualität eine positive Ausnahme. Den Hauptgrund für das Stagnieren der Thür. Schildtauben in der DDR und hier speziell die Lackfarben schwarz, rot und gelb in den 1970er/ 1980er Jahren waren zu hohe Forderungen und teilweise falsche Zuchtrichtlinien. Nun kann man sagen, hinterher ist man immer klüger. Eine Tatsache aber ist, dass Christian Reichenbach als neu berufenes Bundeszuchtausschussmitglied in den 60er Jahren bei der Erarbeitung der Musterbeschreibung für Thür. Schildtauben im BDRG die richtigen Weichen stellte. Ein schmaler, roter Augenrand und Schmalzkiele wurden gestattet. Hingegen sahen die neu überarbeitete Zuchtrichtlinie für Rassetauben, welche vom VKSK 1964 veröffentlicht wurde, die Schmalzkiele und rote Augenränder als grobe Fehler an!

Die unzähligen Diskussionen um die Gleichschwingigkeit und volle Klappenzahl (4 je Seite) bei der Vergabe der Höchstnote waren weitere Punkte, die unserer Thüringer Schildtaube nicht unbedingt förderten und voranbrachten. Ich bin davon überzeugt, dass die neue gesamtdeutsche Musterbeschreibung nach der Wiedervereinigung von der Mehrheit der Züchter begrüßt wurde und der Aufschwung mit seinen derzeit 25 anerkannten Farbenschlägen unverkennbar ist.

Unsere Thür. Schildtauben sind attraktiver geworden. Die geforderten Rassemerkmale sind reale, erreichbare Größen. Eine breitere Brust und Schulter mit nur mittellanger Schwanzpartie bilden eine deutliche Abgrenzung zum Fränkischen Samtschild. Auch die Halspartie, welche sich aus einem massiven Körper schnell verjüngt und nicht zu schlank sein soll, ist ein Rassemerkmal. Ein gerundeter Kopf mit substanzvoller Stirn ist ebenso ein Markenzeichen. Der gewünschte schmale, rote Augenrand ist bei den pastellfarbigen und seltenen Farbenschlägen noch nicht so ausgeprägt und muss deshalb mit viel Fingerspitzengefühl bewertet werden. Die Schildzeichnung soll breit und eiförmig sein. Eine volle, straffe Rückenabdeckung muss leider immer öfter angemahnt werden. Hier kann eine zu schmale und kurze Armschwungfeder schuld sein.

Die Beliebtheit unserer Thüringer Schildtauben ist hoffnungsvoll, für diese schöne Taubenrasse tun wir alles, um diese zu erhalten.

Thüringer Schnippen

(Von Bernd Herbold – gekürzt). Zu den ältesten Farbentauben soll die glattköpfige und glattfüßige Schnippentaube zählen. Bei der 1. SV-Gründung 1900 in Sonneberg (Thüringen) waren die Thür. Schnippen schon eine gängige und beliebte Rasse, welche bereits länger als 100 Jahre im Sonneberger Raum gezüchtet wurde. Sie hat sich schnell weiterverbreitet, auch im benachbarten Sachsen war ihr Aufkommen stark. Das Erzgebirge wurde eine zweite Hochburg. Heute sind sie in ganz Deutschland, Europa und in Übersee verbreitet.

Die Thüringer Schnippe soll eine kräftige Feldtaubengestalt mit Eleganz, waagerechter Körperhaltung und stets fest aufliegenden Flügel verkörpern. Der Hals kommt massiv aus dem Körper, verjüngt sich nach oben und ist unter dem Kopf gut ausgekehlt. Täubinnen müssen einen weiblichen Ausdruck behalten. Tauben mit dünnen Hälsen und Bagdettenknorpelansatz sollten nicht zum Zuchteinsatz kommen. Der Kopf ist länglich und gerundet. Der Schnabelwinkel muss unbedingt vorhanden sein. Das Auge ist dunkel und wird von einem schmalen roten Augenrand umgeben, einfach und nicht zwei- oder gar dreireihig. Bei den Lackfarben wird ein feuriger roter Augenrand gefordert, nicht heidelbeerrot oder schwarzrot, wie bei einigen Schwesterrassen. Bei den Staubfarbenen (Blauen) können die hohen Anforderungen der Lackfarbenen nicht gestellt werden, kleine Abweichungen beim roten Augenrand müssen toleriert werden. Das dunkle Auge liegt in der Mitte des Kopfes, der Schnabel ist an der Spitze leicht gebogen, die Warze weiß bepudert, ein leicht dunkler Schatten bei schwarzen Jungtieren sollte toleriert werden. Schwarze Schnabelwarzen haben keine Chancen mehr. Der Unterschnabel ist bei allen Farbschlägen hellhornfarbig, bei den Roten und Gelben auch der Oberschnabel. Die Schwarzen und Blauen haben einen gut durchgefärbten schwarzen Oberschnabel. Das innere Nasenloch muss nicht unbedingt farbig zu sein, übergroße helle Nasenlöcher sollten nicht entstehen. Helle Schnabelleisten am Oberschnabel werden bestraft. Die blaufahlen Schnippen zeigen einen hornfarbigen bis dunkelhornfarbigen Oberschnabel. Das Gefieder liegt fest an und darf im Halsgefieder nicht zu locker sein. Die zwölf Schwanzfedern müssen stets geschlossen sein. Neuerdings treten Tauben auf, bei denen die Schwingen- mit der Schwanzfeder abschließt, dies ist fehlerhaft. Eine halbe Schwanzfederbreite sollten die Schwingen kürzer als die Schwanzfeder sein. Die farbige Stirnschnippe sollte dicht an der Schnabelwurzel ansetzen, genau mittig, ungefähr die halbe Schnabelbreite, sodass beiderseits je ein Viertel weiß bleibt. In der Länge reicht sie bis etwa zur Mitte des Auges und ist am Ende gut abgerundet. Geht sie über das Auge hinaus, so ist sie grundsätzlich zu lang. Zwischen Auge und Schnippe sollte etwa ein Viertel der Breite der Schnippen noch weißes Gefieder sein. Ob die Schnippe nun birnenförmig oder lanzettförmig ist spielt keine Rolle, Hautsache die Abgrenzung wird eingehalten. Farbig ist das gesamte Schwanz- und Keilgefieder. Die Schwanzfeder mit dem Rückenschnitt ungefähr in Höhe der Bürzeldrüse und am Keil bis Ende Schambein sind farbig. Das übrige Gefieder ist weiß. Die Lackfarbigen zeigen an den Flanken Schmalzkiele, diese sind nicht zwingend gefordert, dürfen auch nicht bestraft werden. Die Tiere mit den Schmalzkielen haben eine lackreichere Feder.

Schnippen sind in 5 Farbschlägen anerkannt. Blaufahl als der jüngste wurde von Tischai neu gezüchtet und in den 70er Jahren in der DDR anerkannt. Daneben existieren schwarz, rot, gelb und blau.

Grobe Fehler sind ein schwacher oder schmaler Körper, grober Kopf, Kopfplatte, zu breiter, grober, dunkel angelaufener oder sehr matter Augenrand. Bei Schwarzen und Blaufarbigen ein nicht durchgefärbter Oberschnabel, bei Roten und Gelben ein angelaufener Oberschnabel, ein angelaufener Unterschnabel bei allen Farbschlägen. Zudem ein Hengstnacken oder zu dicker Hals, fehlerhafte Rückendeckung, Federn an den Füßen, unreine Farbe, sehr lange, breite, schiefe, zu kleine oder zu breit angesetzte Schnippe, Schilf im Schwanz, Decke oder Keilgefieder, farbige Federn im weißen Mantelgefieder.

DER SONDERVEREIN

Wenn Sie mehr wissen möchten, wenden Sie sich bitte an den SONDERVEREIN THÜRINGER FARBENTAUBEN von 1910.

Jürgen Weichold / Vorsitzender
Anschrift: Großhettstedt 43 / 99326 Ilmtal
Telefon: 0 36 29 – 35 90
eMail: weichold@finanzvorteil.de

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