Einer der ältesten Vereine im Kreisverband Greiz feiert in diesem Jahr seinen runden Geburtstag: Genau 150 Jahre war es am 19. Januar her, dass in dem kleinen Städtchen auf der Höhe im Jahre 1869 ein „Tauben- und Geflügelverein“ mit dem ersten Vorsitzenden, dem Apotheker O. Tietz, gegründet wurde.

Lange Zeit prägend für den Hohenleubener Verein war der wohl bekannteste Züchter Hermann Delitzscher (1867 – 1953). Als Meister der Coburger Lerchenzucht war der langjährige Vorsitzende und spätere Ehrenvorsitzende überregional bekannt, ebenso für seine Zucht der Sächsischen Flügeltauben. Hierfür wurde er mit zahlreichen Ehrenpreisen, Gold- und Silbermedaillen geehrt. Seinem Bekanntheitsgrad sicher nicht abträglich war der Umstand, dass er über die von ihm gezüchteten Rassen Fachartikel in der Leipziger „Geflügel-Börse“ veröffentlichte. Für sein vielfältiges Wirken, vor allem auch in den entsprechenden Sondervereinen, wurde er vom Bundesverband zum „Altmeister der deutschen Lerchenzucht“ ernannt.

Bereits im hohen Alter initiierte er zusammen mit Bruno Feustel die Wiedergründung des Hohenleubener Vereins nach dem zweiten Weltkrieg und legte damit 1949 mit der Abhaltung der ersten Nachkriegsausstellung den Grundstein für das Fortbestehen der Gemeinschaft.

Und noch etwas machte den RGZV und die Stadt Hohenleuben überregional bekannt: der Hohenleubener Taubenmarkt, jährlich am Samstag vor Fastnacht durchgeführt. Seine Premiere feierte dieser bereits knapp einen Monat nach der Vereinsgründung am 22. Februar 1869 und gehört damit – neben denen in Naumburg und Altenburg – zu den ältesten Märkten dieser Art in der Region. Das Hohenleubener Wochenblatt berichtete einen Tag später:

Über den am gestrigen Tage hier abgehaltenen ersten Taubenmarkt ist die erfreuliche Tatsache zu berichten, dass der Verkehr, welcher sich an diesem Tage im hiesigen Orte entwickelte, die gehegten Erwartungen bei Weitem übertraf, sodass in dieser Beziehung selbst die gewöhnlichen Jahrmärkte in den Schatten gestellt wurden.“

Wurde im Gründungsjahr noch ein zweiter Markt am 8. März abgehalten, so beschränkt man sich seit den 1950er Jahren auf einen einzigen Termin. Dennoch hatte so manche Veranstaltungen mit mehreren tausend Tieren eine Art Volksfestcharakter. Gäste und Züchter wurden teilweise mit der Pferdekutsche vom Bahnhof abgeholt. Als der Taubenmarkt noch auf dem Markt und dem Platz vor der Kirche stattfand, reichten die Käfige dabei fast bis hinunter zum „Reußischen Hof“.

Seit 1991 findet der Taubenmarkt nun am Lindenhof in der Schlossstraße statt – im Freien, bei manchmal klirrender Kälte. In der Gaststube können sich die Gäste aber aufwärmen oder am Bauernstammtisch Platz nehmen. Auch wenn der Markt heute etwas kleiner ausfällt, so wird nach wie vor gehandelt und gefachsimpelt.

Für einen derart traditionsreichen Verein ist es fast schon tragisch, dass das Archiv mit den Protokollbüchern und zahlreichen wertvollen Unterlagen bei der nicht angekündigten Räumung bzw. dem Abriss des „Ratskellers“ mit dem darin untergebrachten Vereinszimmers durch die Stadt 1974 fast verloren ging. Nur ein paar Einzelstücke und gerade einmal die Hälfte der Käfige konnte von den Mitgliedern der damaligen Sparte Hohenleuben gerettet werden.

Unter dem Vorsitz von Volker Bauerfeld begeht die kleine Gemeinschaft Hohenleubener Rassegeflügelzüchter ihr diesjähriges Jubiläum. Der KV Greiz gratuliert und wünscht auch für die Zukunft alles erdenklich Gute.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert