Rasse des Jahres 2022 im Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter

HERKUNFT & GESCHICHTE

Nicht nur die Tierliebe ist eine alte angeborene Gewohnheit der Thüringer, auch der Hang zur Pflege von Rassetauben und deren Züchtung und Erhaltung ist hier weit verbreitet. Beweis dafür ist die große Zahl an Taubenrassen, die in den thüringer Züchterwerkstätten ihren Ursprung haben und dort erzüchtet wurden. Neben den vielen entstandenen Farbentaubenrassen entstammt auch eine Kröpferrasse aus diesen „Werkstätten“ im grünen Herzen Deutschlands – der Thüringer Kröpfer. Seine Heimat und sein Ursprungsgebiet liegen in Mittelthüringen und besonders im Raum um Apolda, Jena und Arnstadt. Hier war er einst und ist er noch heute am weitesten verbreitet. Auch wurde hier der Sonderverein im Jahr 1947 gegründet, der in  diesem Jahr das 75-jährige Jubiläum feiern kann.

Rasseentstehung

Die Rasseentstehung wurde in der Vergangenheit von R. Stiller detailliert aufgearbeitet und zum 50-jährigen SV-Jubiläum 1997 in „Der Taubenfreund“ Ausgabe 18 veröffentlicht. Darin schreibt er „…Die Entwicklung dieser Rasse lässt sich bis in das Jahr 1763 zurückverfolgen, denn Frisch erwähnt in seinem Tafelwerk eine Taube mit weißem Kopf, weißen Schwingen und weißem Schwanz. Dazu trägt dieses Tier noch eine Spitzkappe. Es ist also eine Mönchszeichnung. Da das Tier auch leicht blasend dargestellt wird, kann man hier schon von einer Kropftaube sprechen. Im Ulmer Taubenbuch (um 1790 erschienen) werden auch Kropftauben beschrieben, so dass wohl obige Angaben hiermit bestätigt werden. Eine Zeichnung in Neumeisters Buch über die Taubenzucht von 1836 zeigt die gemeine Deutsche Kropftaube, die wohl als Stammform für einige Kröpferrassen (u. a. Elsterkröpfer, eventuell Schlesische Kröpfer) mit anzusehen ist. Diese deutsche Kropftaube kommt sowohl mit Haube als auch glattköpfig vor.

1904 wird von Gustav Prütz in seinem Buch „Mustertauben“ über die Verbreitung und Eigenheiten der verschiedenen Kropftauben berichtet. Er stellt dabei heraus, dass sich die Tauben im Körperbau, in den Beinen (lange, kurze, befiederte, unbefiederte) und auch in den Kropfformen unterscheiden. Er beschreibt die Große Altdeutsche Kropftaube, die in den Farben „Weiß, Schimmelig in Rot, Gelb oder Blau, oder Blau mit weißem Kopfe oder Schwarz mit weißem Kopfe“ vorkam. Die Weißköpfe hatten meistens eine schmale Haube, kamen aber auch glattköpfig vor. Die Blauen mit weißem Kopf wurden in Mitteldeutschland „Berliner“, die roten und gelben Weißköpfe als „Breslauer“ bezeichnet. Diese Rasse wurde aber schon bald nicht mehr in ihrer einstigen Form gezeigt.

Aktueller Zuchtstand

In den Rassefeinheiten werden jährlich immer wieder Fortschritte gemacht und zu den Ausstellungen präsentiert. Jedoch sind unterschiedliche Zuchtstände vorzufinden, die bei der Bewertung durch die PR Beachtung finden sollten.

Die Weißen sind unter den Züchtern immer noch am weitesten verbreitet und zeigen den höchsten Zuchtstand. Hier sind alle geforderten Kriterien an Figur, Blaswerk und Kappe am durchgängigsten vorhanden und es gelten die höchsten Ansprüche bei deren Bewertung. Auf die Federqualität und -straffheit ist vermehrt zu achten. Haarige Federn sollten gestraft werden.

Schwarze haben einen wesentlichen Schritt nach vorn gemacht. Nicht nur zahlenmäßig stärker vertreten, auch in der Qualität werden immer wieder feinste Tiere auf den großen Schauen gezeigt. Kappen sollten im Aufbau geschlossener und im Auslauf höher werden. Auf ein lackreiches Schwarz ist unbedingt Wert zu legen.

Rote und gelbe Thüringer sind nur sporadisch vertreten. Hier ist auch der Zuchtstand sehr uneinheitlich. Viele Züchter haben mit blauem Anflug im Schwung- und Schwanzgefieder der Tiere Probleme. Zu Gunsten von Typ, Blaswerk und Größe sollte bei den gewünschten blassen Augenrändern in gewissem Maße Zugeständnisse bei der Bewertung gemacht werden, denn hier muss teilweise noch viel züchterische Arbeitet geleistet werden.

Bei den Blauen mit Binden und den Blaugehämmerten wurden in den letzten Jahren erhebliche Zuchtfortschritte aufgrund einer stark gestiegenen Züchterzahl gemacht. Größe, Blaswerk und Kappen passen größtenteils. Auf ein einheitliches Taubenblau ist zu achten. Klare Bindenführung und auch eine klare Hämmerung sind züchterischen Feinheiten, an denen nun gearbeitet werden muss.

Rotfahle und gelbfahle Tiere sowie deren gehämmerte Varianten werden nur gelegentlich auf großen Schauen gezeigt, denn sie zählen zu den Raritäten, da eigentlich nur 2 Zuchten vorhanden sind. Trotzdem konnten hier in der Vergangenheit immer wieder vorzügliche Tiere in den Käfigen gezeigt werden – auch auf Großschauen. Auf eine weitere Reduktion des Blauanteils in der Grundfarbe ist hinzuarbeiten.

Aktuell gibt es keine aktive Zucht in den einfarbig blaufahlen Farb- und Zeichnungsvarianten.

Gemönchte Thüringer Kröpfer zählen, wie aus dem geschichtlichen Abriss hervorgeht, zu den traditionellen Farbeschlägen. Jedoch gibt es hier auch viele züchterische Herausforderungen. Große Schwierigkeiten bereitet vielen Züchtern das Afterweiß. Dessen Ausdehnung ist wohl genetisch an die Anzahl weißer Handschwingen gekoppelt. So lässt sich feststellen, dass sich das Afterweiß vergrößert, wenn die Zahl weißer Handschwingen steigt. Da aber das Spießen bei weniger als 7 Handschwingen das größere Übel ist, wird Afterweiß (speziell bei Gemönchten in Schwarz und den Blauvarianten) toleriert.

Die Schwarzgemönchten sind derzeit in guter Qualität vorhanden, jedoch ist die Zuchtbasis auch hier sehr klein. Zu Verbessern sind teilweise die Kappen und Standfreiheit und auch teilweise das Wesen im Ausstellungskäfig. Bei den Täubinnen ist eine noch die aufrechtere Haltung und etwas mehr Größe anzustreben. Auf einen durchgehend besseren Kopfschnitt gilt es ebenso zu achten.

Blaugemönchte mit und ohne Binden sowie Blaugehämmertgemönchte sind nach vielen mageren Jahren immer häufiger in größeren Tierzahlen und sehr guter Qualität auf den SV Schauen zu sehen, wie z.B. das VDT-Championtier in Erfurt 2016. Wünsche und Vorzüge im Zuchtstand gleichen denen der Schwarz­ge­mönchten. In der Halslänge könnten manche Tiere noch zulegen.

Die Blaufahlgemönchten Varianten sind nur gelegentlich auf Sonderschauen zu sehen und haben noch Aufholbedarf in Größe Blaswerkvolumen und –form. Auf eine Brustfarbe ohne Ockerton ist größter Wert zu legen.

Bei Rot- und Gelbgemönchten Tieren sind die Ziele in einer sauberen Bauch- und Schenkelfarbe sowie in einer satten Grundfarbe zu sehen. Figur, Größe und Blaswerk sind hier in Ordnung. Der Stand muss zukünftig aber etwas freier werden. Die Anzahl der Zuchten ist stark rückläufig, sodass wir uns im SV ernsthaft Sorgen um den Erhalt dieser beiden Farbenschläge machen. Hier ist von nun an höchste züchterische Aufmerksamkeit gefordert.

Rotfahlgemöncht ist derzeit der zweite Hauptfarbenschlag mit sehr großer Beliebtheit und Verbreitung sowie hohem Zuchtstand. Eine intensive Kropffarbe mit nicht zu starker Rieselung im Oberkropfbereich wird gefordert. Oftmals zeigen in diesem Merkmal gute Tiere dann den Ansatz zur 3. Binde oder eine zu unreine Schildfarbe. Hierfür die züchterische Balance zu finden ist die Herausforderung. Im Kappenauslauf sollten einige Tiere noch höher sein. Ein zu starker Blauton in der Grundfarbe ist ebenfalls nicht erwünscht.

Dies gilt auch insbesondere für die Gelbfahlgemönchten, bei denen auch teilweise etwas mehr Oberkropfweite und Birnenform im Kropf vorteilhaft wäre. Bei der Bewertung gilt es darauf zu achten, dass einige Farbpartien, auch bei einfarbigen Tieren, oft so hell sind, dass Weiß und Fahl kaum unterschieden werden können. Das kann zum Problem bei der Beurteilung der Bauch- und Schwanzfarbe oder auch Handschwingenfarbe führen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefordert.

Rot- und Gelbfahlgehämmertgemönchte stehen den bindigen Varianten in Größe, Proportion, Blaswerk und Kappe nicht nach. Auf eine klare Hämmerungszeichnung wird Wert gelegt.

Bei den 3 Getigerten Farbenschlägen sind eigentlich nur die Schwarzen präsent, aber äußerst selten. Eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Tigerung bei durchgefärbtem Schwanz- und Handschwingengefieder wird angestrebt.

Der heutige Thüringer Kröpfer ist eine robuste, fluggewandte und lebhafte Taube. Bei sachgemäßer Haltung und Fütterung sind die Tiere sehr zuchtfreudig. Das eigenständige Füttern und Hudern der Jungtiere war und ist eine Selbstverständlichkeit. Ammen zur eigenen Reproduktion? So etwas braucht der Thüringer Kröpfer nicht und das wird auch so bleiben, wenn keine übertriebenen Forderungen an das Blaswerkvolumen gestellt werden. 6-8 Jungtiere pro Zuchtpaar sind die Regel.

Durch seine Anpassungsfähigkeit eignet sich dieser Kröpfer sowohl für die Volierenhaltung, als auch für den Freiflug, wo die Tauben unter Anleitung von Brieftauben sogar feldern. Seine Problemlosigkeit in Zucht und Haltung machen diesen eleganten und außergewöhnlichen Kröpfer insbesondere für jugendliche Züchter, aber auch züchterische Neueinsteiger interessant.

Als ein forscher, fröhlicher, bodenständiger und mit guten züchterischen Eigenarten versehener Bursche hat der Thüringer Kröpfer auch über die Grenzen Deutschlands hinaus neue begeisterte Liebhaber gewonnen. Durch seine Entstehungsgeschichte und die ständige Präsenz auf den thüringer Bauernhöfen und Taubenschlägen ist diese alte Thüringer Heimatrasse ein Stück Kulturgut geworden.

DER SONDERVEREIN

Wenn Sie mehr wissen möchten, wenden Sie sich an den SV der Züchter Thüringer Kröpfer

1. Vorsitzender: 

Hendrik Färber,

Stobra 44, 99518 Bad Sulza,

Tel.: 0172/7821403

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